Infraschall: Bundesanstalt korrigiert Rechenfehler
„Der unhörbare Schall von Windkraftanlagen“ ist eine vielzitierte Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) aus dem Jahr 2005. Forschende der BGR hatten im Umfeld einer Windenergieanlage (WEA) Infraschallwerte von über 100 Dezibel gemessen und daraus abgeleitet, dass der Infraschall großer Windräder auch viele Kilometer weiter detektierbar sei.
Jetzt räumt die Bundesanstalt einen systematischen Fehler in ihrer Studie ein: die in Dezibel ausgedrückte Lautstärke ist zu hoch berechnet. Sie sei 36 Dezibel niedriger als ursprünglich angegeben. Da der Schalldruck aber exponentiell ansteigt, macht das einen großen Unterschied. Zehn Dezibel mehr bedeuten ein zehnmal so lautes Geräusch. Nach Expertenmeinung setze die BGR-Studie die Infraschallwerte insgesamt um den Faktor 10.000 zu hoch an.
Wissenschaftler hatten jahrelang die Studienergebnisse der BGR angezweifelt und auf eigene Messungen verwiesen. Die BGR reagierte mit einer vertieften Prüfung erst, nachdem sich die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) im März 2021 eingeschaltet und den Fehler bei der Programmierung des Algorithmus herausgefunden hatte.
Die Korrektur der Infraschall-Studie könnte auch Auswirkungen auf die Diskussion über angebliche gesundheitliche Auswirkungen von Windenergieanlagen haben.
Weiterführende Informationen:
- Pressemitteilung der BGR vom 27. April 2021: Erklärung zum Infraschall von Windenergieanlagen
- Artikel in taz vom 22. April 2021: Beim Infraschall verrechnet
- Artikel in DIE ZEIT vom 22. April 2021: Viel Lärm um nichts
- Interview mit Dr. Stefan Holzheu, Universität Bayreuth vom 27. April 2021: Rechenfehler der BGR - Infraschall von WEA viel schwächer als behauptet