Anlockungwirkung von WEA auf nachtaktive Insekten
Auf der Gondel einer Windenergieanlage (WEA) bei Karlsruhe wurden während der Vegetationsperiode im Jahr 2018 Untersuchungen mit Lichtfallen durchgeführt, um die Anlockwirkung von WEA auf nachtaktive Insekten zu untersuchen. Bei insgesamt neun Beprobungen zeigte sich, dass die Menge der auf der Anlage in ca. 100 m Höhe nachgewiesenen Insekten ausgesprochen gering war. Eine Ausnahme bildete eine windstille Untersuchungsnacht im Juni, in der 267 Exemplare auf Gondelhöhe nachgewiesen wurden. Das entspricht zwei Dritteln der im Laufe der Beprobung insgesamt nachgewiesenen 353 Individuen. In der Referenzfalle am Boden waren dagegen die 4.104 festgestellten Tiere im jahreszeitlichen Verlauf nahezu normal verteilt.
Laut der Autoren dürfte eine aus reicherem Nahrungsangebot in windstillen Nächten möglicherweise resultierende erhöhte Anlockwirkung von WEA auf nachtaktive Prädatoren (z. B. Fledertiere, Chiroptera) somit weniger problematisch sein. Denn solche Nächte sind mit einer geringen Gefahr für die Prädatoren verbunden, Schlagopfer zu werden, da der Rotor der WEA dann nicht in Bewegung ist. Eine zur Überprüfung der geringen Fangzahlen auf der WEA eingesetzte Klebefalle in den Monaten Juni und Juli sowie die Verlängerung der Beprobungszeiträume auf ca. eine Woche ab dem Monat August bestätigten die geringe Insektenaktivität auf der WEA. Auch die Betrachtung längerer Zeiträume ab August zeigt, dass nicht zufällig Tage mit geringer Aktivitätsdichte beprobt wurden.
Auf Grundlage der Ergebnisse schlussfolgern die Autoren, dass WEA keine Bedeutung hinsichtlich des aktuellen Phänomens des Insektenschwundes zukommt. Hinsichtlich der Zusammensetzung der nachgewiesenen Insekten in ca. 100 m Höhe und am Boden zeigen sich deutliche Unterschiede. So waren auf der WEA sehr viele Kleininsekten von max. 2 bis 5 mm Größe besonders der Gruppe der Gleichflügler (Homoptera, Ordnung Hemiptera, Schnabelkerfe) und der Familie Kurzflügler (Staphylinidae, Ordnung Coleoptera, Käfer) vertreten. Am Boden bildeten hingegen Nachtfalter (Lepidoptera) die Hauptmenge der nachgewiesenen Insekten.
Weitere Informationen:
- Trusch, R., Falkenberg, M. & Mörtter, R. (2021), Anlockwirkung von Windenergieanlagen auf nachtaktive Insekten. In: Carolinea 78 (2020): 73-128, 30 Abb.; Karlsruhe.