Rotes Licht zieht Fledermäuse an
Nachtaktive Tiere wie die Fledermaus sind von nächtlichen Lichtverschmutzungen betroffen, ohne dass bisher bekannt ist, wie sie im Einzelnen auf künstliches Licht reagieren. Ein Wissenschaftsteam des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung hat somit in einer aktuellen Studie die Reaktion europäischer Fledermäuse auf rotes und weißes LED-Licht während ihrer saisonalen Wanderungen untersucht. Durchgeführt wurde die Studie im Naturschutzgebiet Pape an der lettischen Ostseeküste, durch welches im Spätsommer tausende von Fledermäusen ziehen. Da es im dem Untersuchungsgebiet nur wenige menschliche Siedlungen gibt, sind die Nächte kaum von Lichtverschmutzung betroffen. Die Wissenschaftler errichteten dort einen acht Meter hohen Mast, auf dem ein Kunststoffbrett in 10 Minuten Intervallen beleuchtet wurde oder dunkel blieb. Zur Beleuchtung wurde abwechselnd rotes oder weißes LED-Licht verwendet. Mikrofone zeichneten die Echoortung der vorbeifliegenden Fledermäuse auf, um festzustellen, welche Arten wie häufig am beleuchteten oder unbeleuchteten Lichtfeld vorbeizogen.
Die Untersuchung zeigt, dass sich in der Nähe von roten LED-Lampen häufiger Mückenfledermäuse (Pipistrellus pygmaeus) und tendenziell auch mehr Rauhautfledermäuse (Pipistrellus nathusii) feststellen ließen, was die Wissenschaftler so interpretieren, dass die Tiere während des Zugs von roten Lichtquellen angelockt werden. Dieser Effekt ließ sich bei weißen Lichtquellen nicht feststellen. Die Wellenlänge der roten LED-Lampen entsprach der Wellenlänge roter Warnleuchten, die aus Gründen der Flugsicherheit an Windenergieanlagen (WEA) und hohen Gebäuden eingesetzt werden.
Laut der Autoren könnten somit durch den Einsatz roter Warnlichter Fledermäuse während des Herbstzuges einem erhöhten Kollisionsrisiko an WEA ausgesetzt sein. Mögliche technische Lösungen bestünden den Wissenschaftlern zufolge zum einen in einer Umrüstung auf für Fledermäuse geeignete Lichtquellen, wobei zunächst geprüft werden müsste, ob diese durch die AVV zugelassen sind. Zum anderen käme die Einrichtung einer bedarfsgerechten Beleuchtung, die nur dann aktiviert wird, wenn sich Flugzeuge oder Hubschrauber einer Anlage nähern, in Frage.
Weitere Informationen:
- Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung vom 27.08.2018
- Voigt,C.;, Rehnig, K; Lindecke, O; Pētersons, G. (2018): Migratory bats are attracted by red light but not by warm-white light: Implications for the protection of nocturnal migrants, Ecology and Evolution.