Windenergie und Fledermäuse

11.07.2016

In einer Pilotstudie wurde der nächtliche Flug des Großen Abendseglers via GPS-Tracking beobachtet.

Windenergieanlagen (WEA) können für Fledermäuse eine Gefahr darstellen, wenn diese in ihren nächtlichen Flügen in den Rotorbereich gelangen. In einer Pilotstudie haben nun Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung den nächtlichen Flug des einheimischen Großen Abendseglers (Nyctalus noctula) beobachtet. Dazu wurden in einem Waldstück in Brandenburg, welches von Agrarland und mehreren Windparks umgeben ist, Fledermäuse mit GPS-Sendern bestückt und Daten zum Verhalten von männlichen und weiblichen Fledermäusen gesammelt. Ziel der Studie war es, zu ermitteln, wie sich Fledermäuse in der Nähe von WEA verhalten, in welchen Lebensräumen und Höhen sie bevorzugt ihre Beute jagen und welche Distanzen sie dabei zurücklegen.

Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass Weibchen im Frühsommer scheinbar von Windenergieanlagen angezogen werden. Dies kann laut Christian Voigt, Mitarbeiter des Leibnitz-Instituts, dadurch begründet werden, dass die baumbewohnenden Tiere nach der Wochenstubenphase, in der sie ihre Jungen aufzogen, neue Quartiere suchen und die Anlagen fälschlicherweise für große, abgestorbene Bäume halten. Ein ähnliches Verhalten wurde bereits bei Untersuchungen in Nordamerika festgestellt. Hingegen würden die Männchen den Windpark generell meiden und stereotyp zwischen Jagdhabitat und ihrem etablierten Quartier hin und her pendeln, so Voigt.

Die Studie macht außerdem Aussagen zu der Größe des Luftraums, welchen die Fledermäuse für ihre Jagdausflüge nutzen, der räumlichen und zeitlichen Nutzung sowie den bevorzugten Orten, an denen sie nach Nahrung (hauptsächlich Insekten) suchen. Damit werden weitere Anhaltspunkte für den Schutz von Fledermäusen im Rahmen von Windenergievorhaben geliefert. So können bereits bei der Standortwahl für neue Windparks Bereiche vermieden werden, die von Fledermäusen bevorzugt zur Jagd genutzt werden. Diese liegen im brandenburgischen Untersuchungsgebiet vor allem im Grünland, auf ökologisch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen, in der Nähe von Wasserflächen und nahe linearer Landschaftselemente, wie zum Beispiel Hecken oder Alleen.

Untersuchungen zu Fledermausjagdgebieten müssen an potenziellen Windparkstandorten im Vorfeld anhand von Fledermausdetektoren durchgeführt werden. Kommen Fledermäuse an einem Standort vor, wird der Anlagenbetrieb zur Minimierung der Schlagopferzahl reguliert, indem zu Zeiten hoher Fledermausaktivität von Frühjahr bis Herbst die WEA bei Nacht abgeschaltet werden. Die Aktivitätszeiten werden für die im Planungsgebiet vorkommenden Arten anhand bestimmter Parameter (Windgeschwindigkeit, Temperatur, z.T. Niederschlag) berechnet.

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