Zwei neue Studien zum Flugverhalten von Vögeln

04.05.2022

Detaillierte GPS-Daten geben Auskunft zu Zug- und Ausweichverhalten von Groß- und Greifvögeln.

Ein internationales Team von 51 Forschenden aus 15 Ländern hat in einer Studie Gebiete ermittelt, in denen Vögel besonders empfindlich auf den Bau von Onshore-Windenergieanlagen oder Stromleitungen reagieren würden. In der Studie wurden erstmals GPS-Ortungsdaten von 1.454 Vögeln aus 27 Arten aus 65 Studien zusammengeführt, vor allem von großen Segelfliegern wie Weißstörchen. Untersucht wurden u. a. auch neun Arten, die im aktuellen Eckpunktepapier der Bundesregierung als kollisionsgefährdet eingestuft werden. Auf dieser sehr umfangreichen Datengrundlage ermittelten die Forschenden, wo die Vögel am häufigsten in für sie gefährlicher Höhe fliegen. Der Gefahrenbereich wurde für Stromleitungen auf 10 bis 60 Meter und für Windenergieanlagen auf 15 bis 135 Meter über dem Boden festgelegt. Damit bezieht sich die Studie auf Anlagentypen mit einem sehr niedrigen Abstand zum Boden, was für die heutzutage in Deutschland gebauten Windräder untypisch ist.

Im Ergebnis zeigen Gefährdungskarten, dass sich die Kollisionsschwerpunkte besonders auf wichtige Zugrouten entlang der Küsten und in der Nähe von Brutplätzen konzentrieren. Dazu gehören die westliche Mittelmeerküste Frankreichs, Südspanien und die marokkanische Küste sowie die Meerenge von Gibraltar, Ostrumänien, die Sinai-Halbinsel und die deutsche Ostseeküste. Das Risiko war bei den einzelnen Arten unterschiedlich hoch, wobei Löffler, Uhu, Singschwan, iberischer Kaiseradler und Weißstorch zu den Arten gehören, die durchweg in den festgelegten Höhen mit Kollisionsrisiko fliegen. Den Autoren zufolge sollte der Bau neuer Windräder und Hochspannungsleitungen in diesen sensiblen Gebieten auf ein Minimum beschränkt oder Maßnahmen zur Verringerung des Kollisionsrisikos umgesetzt werden. Ob beispielsweise die hierzulande eher typischen größeren Rotor-Flur-Abstände bereits zu einer Verringerung des Kollisionsrisikos führen, wäre noch zu untersuchen.

In einer weiteren Studie wurden GPS-Daten von 126 Schwarzmilanen beim Anflug auf Windenergieanlagen untersucht. Die Daten zeigten, dass die Vögel nicht direkt bis zu den Windrädern fliegen sondern in einem Kilometer Entfernung mit dem Ausweichen beginnen. Weht der Wind in Richtung der Windräder, sind die Ausweichbewegungen der Vögel 750 Meter von einem Windrad entfernt noch größer. Laut der Autoren erkennen die Vögel also die Gefahr, die von den Anlagen ausgeht und halten einen entsprechenden Sicherheitsabstand ein. Auch diese Ergebnisse leisten einen wichtigen Beitrag für eine optimierte Standortplanung für Windparks.

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