Akzeptanzsurvey

Die gesellschaftliche Wahrnehmung der Energiewende

  • Titel der Umfrage: Die gesellschaftliche Wahrnehmung der Energiewende - Ergebnisse einer deutschlandweiten Repräsentativbefragung (Akzeptanzsurvey 2015)
  • Veröffentlichungsdatum: September 2016
  • Seitenzahl: 164
  • Autoren: Marco Sonnenberger, Michael Ruddat (ZIRIUS)
  • Auftraggeber: Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart (ZIRIUS)
  • Durchgeführendes Institut: TNS Emnid
  • Grundgesamtheit: Personen ab 18 Jahren, die in Privathaushalten in der Bundesrepublik Deutschland wohnen
  • Erhebungszeitraum: 06. Mai - 06. Juni 2015
  • Fallzahl: 2.009 (repräsentativ)
  • Erhebungsverfahren: CATI (Telefon)

Einstellung zur Windenergienutzung allgemein

Windparks an Land (hier definiert als: „mehr als 15 Räder“) werden von 52% der Befragten als „voll und ganz“ bzw. „eher“ akzeptabel empfunden. Ein gleich hoher Anteil empfindet Windparks in ca. 5 km Entfernung zum Wohnhaus „voll und ganz“ bzw. „eher“ akzeptabel. Verändert man die Entfernung auf ca. 500 m Abstand zum Wohnhaus, so finden nur noch ein Drittel (35%) den Windpark „voll und ganz“ bzw. „eher“ akzeptabel.

Maßnahmen zur Akzeptanzförderung

Es wurden verschiedene Bedingungen abgefragt, durch die die Akzeptanz doch noch erreicht werden könnte. Bei einem Abstand von 5 km würden 50% der Befragten eine finanzielle Entschädigung befürworten (500 m Entfernung: 46%). Wenn sich die Windenergieanlagen (WEA) nicht im Sichtfeld befänden, wäre das für 49% eine Option (entfällt bei 500 m Entfernung).

43% der befragten Personen sagen, dass weniger als 15 WEA die Akzeptanz fördern würden (500 m Entfernung: 32%). Eine finanzielle Entschädigung für die Gemeinde stellt für 42% der Interviewten eine Option dar (500 m Entfernung: 35%) und eine Bürgerenergiegesellschaft als Besitzer des Windparks, die die finanzielle Beteiligung aller Bürger ermöglicht, für 39% (500 m Entfernung: 35%).

Die aktive Beteiligung am Planungsprozess würde für 38% eine Möglichkeit zur Akzeptanzerhöhung bedeuten (500 m Entfernung: 36%). Akzeptanz bei einer geringeren Entfernung zu erreichen, scheint sich als schwieriger zu gestalten. Das Bedürfnis, sich aktiv beteiligen zu können, steigt mit zunehmender Nähe des Windparks. „Damit hat es den Anschein, als ob die konkrete Ausgestaltung der Bauvorhaben einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Akzeptanz der Technologie hat.“ (Sonnberger/Ruddat 2016, S. 122)

Protestbereitschaft

Diejenigen, die einen Windpark in 500 m Entfernung „überhaupt nicht akzeptabel“ finden, wären zu 52% bereit, an Protesten gegen den Bau eines Windparks im Wohnumfeld teilzunehmen.

Vorteile und Nachteile der Windenergienutzung

Die befragten Personen stimmen zu 56% „voll und ganz“ bzw. „eher“ zu, dass WEA für die gleiche Energieerzeugungsmenge weniger Fläche als andere Anlagen (Solar, Biogas) benötigen. Ein ebenso hoher Anteil stimmt der Schaffung von Arbeitsplätzen durch das Aufstellen und Betreiben von WEA zu. Demgegenüber stimmt über die Hälfte (51%) „voll und ganz“ oder „eher“ zu, dass Planungsprozesse häufig ohne alle Betroffenen ablaufen. „Störende Geräusche“ erzielt 52%, „Gefahr für Vögel“ 48% sowie die „Beeinträchtigung des Landschaftsbildes“ 43% Zustimmung bei den Befragten.

Zahlungsbereitschaft

Die Frage, ob man bereit wäre, mehr für Strom zu bezahlen, damit die Energiewende gelingt, zeigt den folgenden Zusammenhang. Je höher die Akzeptanz von Windparks in 5 km Entfernung, aber auch in 500 m Entfernung, ist, desto größer ist tendenziell die Bereitschaft, mehr zu bezahlen. Befragte Personen, die keine Zahlungsbereitschaft angeben, sehen ein hohes Risiko sowie weniger Nutzen in der Windenergie und weisen tendenziell eine niedrigere Akzeptanz dahingehend auf.

Fragen

Alles in allem: Wie akzeptabel finden Sie…

„Windparks an Land, das heißt mehr als 15 Windräder.“

„Windparks vor der Küste Deutschlands“

„einen Windpark in ca. 5 km Entfernung zu ihrem Haus“

„einen Windpark in ca. 500m Entfernung zu ihrem Haus“

überhaupt nicht akzeptabel - eher nicht akzeptabel - teils/teils - eher akzeptabel - voll und ganz akzeptabel - weiß nicht/k.A.

Würden Sie einen Windpark in ca. 5 km Entfernung zu Ihrem Haus eher akzeptieren, wenn…

„Sie aktiv am Planungsprozess beteiligt würden“

„Sie eine finanzielle Entschädigung erhalten würden“

„Ihre Gemeinde eine finanzielle Entschädigung zur Verwendung für soziale oder ökologische Zwecke erhalten würde“

„der Windpark im Besitz einer Bürgerenergiegenossenschaft wäre, an der sich alle Bürger finanziell beteiligen können“

„wenn es weniger als 15 Windräder wären“

„wenn Sie die Windräder nicht sehen würden“

ja – nein - weiß nicht/k.A.

Würden Sie einen Windpark in ca. 500 m Entfernung zu Ihrem Haus eher akzeptieren, wenn…

„Sie aktiv am Planungsprozess beteiligt würden“

„Sie eine finanzielle Entschädigung erhalten würden“

„Ihre Gemeinde eine finanzielle Entschädigung zur Verwendung für soziale oder ökologische Zwecke erhalten würde“

„der Windpark im Besitz einer Bürgerenergiegenossenschaft wäre, an der sich alle Bürger finanziell beteiligen können“

„wenn es weniger als 15 Windräder wären“

„wenn Sie die Windräder nicht sehen würden“

ja – nein - weiß nicht/k.A.

Würden Sie an Protestaktionen oder Demonstrationen…

„gegen den Bau eines Windparks in Ihrem Wohnumfeld teilnehmen“

ja – nein - weiß nicht/k.A.

Mit Windrädern werden ganz unterschiedliche Vor- und Nachteile verbunden. Wie beurteilen Sie persönlich die folgenden Aussagen?

„Windräder verschandeln die Landschaft“

„Für die gleiche Menge erzeugter Energie verbrauchen Windräder im Vergleich zu Solar- oder Biogasanlagen relativ WENIG Bodenfläche“

„Windräder erzeugen störende Geräusche“

„Durch verstärkte Nutzung der Windenergie wird der Strom teurer werden“

„Windräder gefährden mit ihren Rotoren das Leben von Vögeln“

„Planungsverfahren für Windräder werden oft durchgeführt, ohne dass alle Betroffenen angehört werden“

„Durch den Bau von Windrädern werden neue Arbeitsplätze geschaffen“

stimme gar nicht zu - stimme eher nicht zu - teils/teils - stimme eher zu – stimme voll und ganz zu – weiß nicht/k.A.

Ein Ziel der Energiewende ist es, langfristig die Kosten für die Energieerzeugung in Deutschland zu senken. Wären Sie bereit MEHR für Strom zu bezahlen, um zum Gelingen der Energiewende beizutragen?

„Ja, unbedingt“

„Ja, aber nur, wenn alle anderen Stromkunden (d.h. auch industrielle Großbetriebe) im gleichen Maße beitragen“

„Ja, aber nur, wenn die Stromkonzerne im gleichen Maße beitragen“

„Ja, aber nur, wenn der Strom regional in meiner Nähe erzeugt wird“

„Nein, auf keinen Fall“

„Weiß nicht/k.A.“